Warum wir keine Graffiti machen

Wir lieben Graffiti! 

Als sich in unserer Schulzeit die Mauer öffnete war es ein wahrer Tsunami an Farben, der da auf uns zu rollte. „Alles so schön bunt hier!“ ist nicht nur eine dahin gesagte Floskel. Wir haben das tatsächlich alle ausgerufen, als wir das erste Mal das kapitalistische Ausland des ehemaligen Klassenfeindes sehen durften. Uns haben damals natürlich die Leuchtreklamen, Neon und Straßenschilder beeindruckt. Aber was uns wirklich umgehauen hat, waren Graffiti. Man kann sich das kaum vorstellen aber in der ehemaligen DDR war es nicht einfach, an Farbe zu kommen.


Man konnte nicht einfach losgehen und sich etwas Lack holen. Auch Fassadenfarbe in etwas Bunterem als Grau war nicht drin. Im Westen war es aber nicht nur möglich, jede vorstellbare Farbe zu kaufen. Es war sogar so erschwinglich, dass man damit Bilder an Wände malen konnte. Per Spraydose! Wahnsinn. Vielleicht wurde in diesen Tagen schon das Samenkorn gelegt, welches später zu unserer Künstlergemeinschaft und noch später zu unserer Firma führen sollte. Wir waren auf jeden Fall sofort süchtig nach Graffiti und sind es bis heute geblieben. 

 

Das Problem bei der Fassadengestaltung mit Graffiti 

Es braucht die richtige Untergrundbehandlung mit der richtigen Grundierung und dann eine sorgfältig ausgewählte Wandfarbe, die je nach Untergrundmaterial entwickelt wurde. Wir arbeiten hier mit den führenden Farbherstellern wie Brillux, Caparol oder Sto zusammen und stehen im ständigen Austausch zu Neuentwicklungen. Nur so können wir auch wirklich sichergehen, dass unsere Fassadendesigns maximal lange halten und können diese Sicherheit auch an unsere Kunden weitergeben.

Eine der grundlegenden Eigenschaften von Graffiti ist nicht der häufige Beigeschmack von Vandalismus und Illegalität (über beide Punkte lässt sich streiten!). Das Problem ist, dass Wandbilder aus Spraydosen in ihrer Haltbarkeit sehr limitiert sind. Natürlich gibt es Graffiti, die schon jahrzehntelang an Wänden zu sehen sind. Aber sicher konnte sich der Sprayer bei der Schaffung seines Kunstwerks nicht sein. Denn Farbe auf Putz, Ziegel oder Steine aufzubringen ist zum Teil hohe Chemie.

 

Schäden bei Farbauftrag mit Sprühdose

 

So machen wir es

 

Bei der Fassadengestaltung an die Umwelt denken

Gerade beim Einsatz mit Schablonen und Abklebe-Folien ist es aber für uns äußerst wichtig, die Konsistenz der Farbe und das Zusammenspiel Luft/Farbe quasi stufenlos einstellen zu können. Das kommt besonders bei verschieden grob gekörnten Untergründen zum Tragen. Wir verwenden an der Fassade meist klassische Sprühpistolen, die für unser Spezial-Verfahren in unserer hauseigenen Werkstatt „getunt“ wurden. Als professionelle Fassadengestalter und -designer nutzen wir professionelle Geräte. Wir wollen natürlich niemanden absprechen, auch mit Sprühdosen beeindruckende Wandbilder und Murals zu erschaffen. Im Gegenteil: wir staunen immer noch wie am ersten Tag über Oldschool-Grafitti-Artists und neue Talente. Doch war dieser Weg für uns nie eine Option.

Umweltfreundlich sind Spray-Dosen natürlich nicht. Es bleibt immer ein kleiner Rest Lack in den Behältern, die Treibmittel sind häufig hochentzündliche Gase und die Entsorgung entsprechend aufwendig. Aber bereits die Herstellung einer solchen Dose dürfte sich negativ auf die CO2-Bilanz auswirken. Allein die schieren Mengen, die wir für ein Wandbild benötigen, machen es uns unmöglich mit Spraydosen zu arbeiten. So hätten wir z.B. für die fast 600qm große STAFF WALL in Köln mindestens 300 Dosen benötigt. Umwelttechnisch für uns ein Alptraum. Ein weiterer Punkt, der für uns gegen eine Verwendung von Spraydosen spricht, ist die Handhabung. Lässt man einmal die Logistik beiseite, für ein Wandbild hunderte bis tausende Spraydosen an den Einsatzort zu liefern, bleibt immer noch die nicht beeinflussbare Viskosität der Farbe. 


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Markus Hillegaart